Om Shanti in Weida bei Malu Yoga
Nur einen Steinwurf von Zeulenroda-Triebes entfernt liegt Weida, eine Stadt mit ca. 8.000 Einwohner:innen, die reich an Geschichte und Kultur ist. Weida liegt im östlichen Teil Thüringens, etwa 12 Kilometer südlich von Gera im thüringischen Landkreis Greiz. Die Stadt befindet sich in einem Tal, wo der Fluss Auma in die Weida mündet, umgeben von bewaldeten Bergen.
Ein Beitrag von Sibylle Trenck-Germann
Annika Ritter und ihr Hund in ihrem ökologisch ausgebautem MALU Yoga-Studio. FOTOS Antje Müller
Wiege des Vogtlandes
Die Altstadt von Weida ist ein wahres Kleinod, das mit seinen gut erhaltenen Fachwerkhäusern und dem historischen Marktplatz begeistert. Hier kann man durch die engen Gassen schlendern und die Atmosphäre vergangener Zeiten genießen. Über das ganze Jahr lockt die internationale Gastronomie und vielfältige Freizeitangebote viele Besucher:innen nach Weida.
Weida wurde erstmals im Jahr 1122 urkundlich erwähnt, gilt als die älteste Stadt des Vogtlandes und trägt daher den klangvollen Titel «Wiege des Vogtlandes». Die Stadt, die reich an historischen Sehenswürdigkeiten ist, z.B. mit einigen Kirchruinen, hat ihren mittelalterlichen Charme bis heute bewahrt. Seit 1209 besitzt Weida das Stadtrecht. Im Mittelalter herrschten die Vögte von Weida über ein Gebiet, das als „terra advocatorum“ – Land der Vögte – bekannt war.
Die Ruine Peterskirche nach romanischem Kirchenbau entstand am Ende des 12. Jh. und hatte zwei Türme, einer davon mit gotischem Spitzdach. FOTO Antje Müller
Der Fluss Weida entspringt im Thüringisch-Vogtländischen Schiefergebirge und mündet in die Weiße Elster. FOTO CC BY-SA, Aagnverglaser
Die Widenkirche wurde Mitte des 12. Jh. gebaut und ist das älteste und schönste sakrale Baudenkmal der Stadt Weida. FOTO CC BY-SA, Aagnverglaser
Wahrzeichen und kulturelles Zentrum
Die Osterburg von Weida erhebt sich mit einem 54 Meter hohen Bergfried über die Stadt – ein hoher, freistehender Turm, der Teil der Festung ist. Der markante Turm mit seinen drei charakteristischen Zinnenkränzen ist schon von Weitem sichtbar. Die Osterburg in Weida ist die bedeutendste Sehenswürdigkeit des Thüringer Vogtlandes. Vogt Heinrich I. begann 1163 mit dem Bau einer romanischen Befestigungsanlage, auf deren Gelände bereits im 11. Jahrhundert slawische Bauwerke errichtet worden waren, wie spätere Funde belegen. Im 13. und 14. Jahrhundert diente die Burg als Residenz und Verwaltungszentrum für das Vogtland. Unter den Wettinern wurde sie Sitz der Amtsverwaltung und später auch Gerichtsbehörde. Im 16. Jahrhundert erhielt die Burg den Namen Osterburg, abgeleitet von der Landschaftsbezeichnung Osterland oder Ostland. Heute beherbergt die Osterburg ein Museum, eine Galerie, ein Künstleratelier, Räume für Ausstellungen und Veranstaltungen sowie gastronomische Einrichtungen.
Jedes Jahr finden in Weida zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt, darunter das Weidaer Stadtfest mit Kuchenmarkt jeweils anfangs September, das mit Musik, Tanz und kulinarischen Köstlichkeiten die Besucher:innen anzieht und die Gemeinschaft feiert.
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Der Kulturweg der Vögte von und nach Weida ist ein interessanter und historisch bedeutsamer Wanderweg, der durch die Stadt und ihre Umgebung führt. Er bietet Besucher:innen die Möglichkeit, mehr über die Geschichte und Kultur der Region zu erfahren, insbesondere über die Vögte, die in der Vergangenheit eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Stadt gespielt haben.
Entlang des Weges gibt es verschiedene Stationen, die mit Informationstafeln ausgestattet sind und spannende Einblicke in die lokale Geschichte, Architektur und Natur bieten. Der Weg ist ideal für Spaziergänge und eignet sich sowohl für Einheimische als auch für Touristen, die die Schönheit und das kulturelle Erbe von Weida entdecken möchten.
Die Osterburg mit einem 54m hohen Bergfried thront über Weida. FOTO Annika Ritter
MALU Yoga: Ein Ort der Ruhe und Toleranz
In Weida treffen wir Annika Ritter in ihrem bezaubernden MALU Yoga Studio, welches sie gemeinsam mit ihrem Mann mit nachhaltigen Materialien, wie ökologischer Dämmung, Lehmputz und korkhaltigem Fußboden, ausgebaut hat. Annika ist eine begeisterte Yoga-Lehrerin, Diplom-Biologin und eine rheinländische Frohnatur. Sie liebt Bewegung, die Natur und das Reisen. Mit ihrer Familie, zu der auch ein Hund, eine Katze und zwei Schildkröten gehören, lebt sie im Herzen von Weida mit Blick auf die Osterburg. Ursprünglich kam sie eher zufällig zum Yoga und interessierte sich nur für den sportlichen Aspekt. Doch bald erkannte sie, dass Yoga viel mehr zu bieten hat, und absolvierte mehrere Ausbildungen als Yoga-Lehrerin. Ihr Studio ist ein Ort der Ruhe und des friedvollen Miteinanders – Rassismus findet dort keinen Raum.
Annika berichtet uns von der Migration- und Integration Gemeinschaft, kurz MIG e.V., welche sich seit 2012 für die Förderung einer interkulturellen Öffnung und Verständigung in Weida engagiert und Interesse an der Geschichte, der Kultur sowie für gesellschaftliche Probleme wecken möchte, um einander besser verstehen zu können. Dem Verein ist es ein Anliegen, durch Begegnung, Bildung und Information zur Toleranz zwischen den verschiedenen Kulturen beizutragen.
„Die sind alle sehr nett und wenn diese jungen Leute weg sind, bringt hier keiner mehr ein Amazon-Paket ins Haus.“
Des Weiteren gibt es viele internationale Gastronomie-Angebote, die in Weida sehr geschätzt werden. «Ich bin froh, über die kulinarische Vielfalt, die es hier gibt», merkt sie an und ergänzt, dass z.B. auch die Amazon-Pakete größtenteils von jungen Mitarbeitenden aus dem arabischen Raum ausgeliefert werden: «Die sind alle sehr nett und wenn diese jungen Leute weg sind, bringt hier keiner mehr ein Amazon-Paket ins Haus». Auch die Fachkräfte im Krankenhaus in Gera kommen aus unterschiedlichen Nationen und werden dort dringend gebraucht.
Engagement für ein weltoffenes Thüringen
Die Schulen engagieren sich bereits gegen das Vergessen der Novemberpogrome von 1938, welche am Anfang der systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Einwohner:innen von Weida während des Nationalsozialismus standen. In der Geraer Straße 40 in Weida wurden 2024 von Schüler:innen fünf Stolpersteine platziert zur Erinnerung an die jüdischen Bewohner:innen in den Häusern dieser Strasse. Sie wurden während der NS-Zeit in Konzentrationslager deportiert: Drei von ihnen wurden im KZ ermordet (Simon Fröhlich, Egon Sabersky, Margarete Sabersky geb. Epstein), ein ehemaliger Bewohner von Weida konnte aus dem KZ nach England flüchten (Fritz Sabersky), eine ehemalige Bewohnerin wurde gedemütigt und entrechtet (Clara Fröhlich geb. Voigt).
Annika teilt uns mit, dass die Aktion im Wochenblatt publiziert wurde, ansonsten bemerkt sie kein größeres Engagement für ein weltoffenes Thüringen in Weida.
Die fünf Stolpersteine erinnern an die jüdischen Einwohner:innen an der Geraer Straße 40. FOTO Antje Müller
„Wenn man versucht sein eigenes Ego einmal abzulegen und mit sich selbst wohlwollender umgeht, sich fragt wofür bin ich dankbar, dann sende ich eine ganz andere Energie aus und gehe viel wohlwollender mit anderen Menschen um.“
Sie selbst sendet ihrem Umfeld die klare Botschaft, dass sie nicht so denkt, wie viele Leute in der Region und lehnt rassistische Kommentare und politisch aufgeheizte Themen in ihrem Studio ab. Sie versucht, den Menschen in ihrem Yoga-Studio vielmehr einen Raum zu geben, um die eigenen Denk-und Verhaltensmuster zu hinterfragen, und bindet Themen wie gewaltfreieKommunikation in ihren Unterricht ein: «Wenn man versucht sein eigenes Ego einmal abzulegen und mit sich selbst wohlwollender umgeht, sich fragt wofür bin ich dankbar, dann sende ich eine ganz andere Energie aus und gehe viel wohlwollender mit anderen Menschen um.»
FOTOS Antje Müller
Darin liegt ihr persönliches Engagement und sie verbindet sich bewusst mit den Leuten, die weltoffen denken und handeln. Letztes Jahr hat sie die Demo «Gera gegen rechts besucht» und war froh, dass so viele Familien teilgenommen haben. Für Annika ist es schwer nachvollziehbar, warum die Menschen gegen Migrant:innen in Thüringen hetzen. Die meisten sind schließlich gut integriert, haben einen Job und leisten auch ihren Beitrag für das Sozialsystem in Deutschland.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass «die Menschen sichtbarer gemacht werden, die sich dagegenstellen, um hinauszutragen dass es eben nicht alle sind, die so denken und die für ein weltoffenes Thüringen sind.»
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Anreise
Öffentlicher Verkehr
Weida verfügt über eine gute Bahnanbindung. Stündlich verkehren Regionalzüge der Regionalbahn auf den Strecken Leipzig – Gera – Saalfeld sowie Leipzig – Gera – Hof. Neben dem Bahnhof Weida gibt es auf der Strecke nach Hof die Haltepunkte Weida Mitte und Weida Altstadt, die näher am Stadtzentrum liegen.
Auto / Fahrrad
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