Ein herzlicher Empfang in Hohenleuben bei der Hofkäserei Büttner

Unsere Entdeckungsreise führt uns weiter nach Hohenleuben. Mit einer Einwohnerzahl von etwa 1.400 Menschen bietet der Ort eine perfekte Mischung aus ländlichem Charme und kulturellem Reichtum. Die auf einem Berg gelegene Kleinstadt, umgeben von Wäldern, Wiesen und Flusslandschaften, lädt ihre Besucher:innen zum Erkunden ein.


Ein Beitrag von Sibylle Trenck-Germann

Die drei Brüder Matthias, Andreas und Christfried Büttner (von links) kreieren feinste Käsespezialitäten in ihrer Hofkäserei seit 1998. FOTO Antje Müller

Ein Ausflugsziel mit großer Geschichte

Hohenleuben ist eine der kleinsten Städte im Osten Thüringens, im Landkreis Greiz. Sie liegt im Thüringer Schiefergebirge und wird von den Flüssen Leuba und Triebes begrenzt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Hohenleuben 1267. Die Burgruine Reichenfels, die 1356 in einem Ehevertrag der Vögte von Weida und Gera genannt wurde, war Amtssitz eines kleinen Verwaltungsgebietes. 1703 wurde die Burg Reichenfels an Graf Heinrich XXIV. von Reuß-Köstritz verkauft, der den Amtssitz nach Hohenleuben verlegte. Das Schloss Hohenleuben wurde 1986 abgerissen, einige Objekte sind im Museum Reichenfels erhalten geblieben, welches sich 1,5 km südlich der Stadt befindet.

Hohenleuben erhielt 1928 das Stadtrecht. Bis 1918 gehörte es zum Fürstentum Reuß jüngerer Linie. Nach der Novemberrevolution von 1918/19, welche in der Endphase des Ersten Weltkriegs zum Sturz der Monarchie im Deutschen Reich führte, wurde es Teil des Freistaats Reuß, der 1920 im Land Thüringen aufging. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt von US-amerikanischen und später von sowjetischen Truppen besetzt. Seit 1990 gehört Hohenleuben zum Landkreis Zeulenroda und seit 1994 zum Landkreis Greiz. Die Stadt wird heute von der Gemeinde Langenwetzendorf verwaltet.

Die Kirche Hohenleuben ist überregional bekannt für ihr großes Altarbild «Kalvarienberg» aus dem Jahr 1844, das 2007 nach einer Restaurierung wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Bei Interesse bietet der Verein Pro Arte Führungen an (Kontakt im Link oben).

  • Die Leubatalsperre nahe Hohenleuben dient der Fischaufzucht, der Naherholung und der Niedrigwasser-Aufhöhung. Sie staut den Fluss Leuba zwischen Hohenleuben und den Langenwetzendorfer Ortsteilen Hain und Lunzig. Die Talsperre ist ein beliebtes Ausflugsziel für Naturfreunde und Wanderer. Der Wanderweg «Wasserläufer 5» rund um die Talsperre Hohenleuben bieten beeindruckende Ausblicke, malerische Rastplätze und eine naturnahe Erholung. Zusätzlich laden gemütliche Einkehrmöglichkeiten zum Verweilen ein.

    Das Schwimmen im Gewässer ist zwar nicht erlaubt, aber vom Ufer aus kann man angeln und ab Ende Mai in der Saison kann auch eine Floßfahrt gebucht werden.

Die Leubatalsperre – Stausee und Staudamm der Talsperre Hohenleuben. FOTO CC BY-SA, ProfessorX

Hofkäserei Büttner: Tradition trifft Innovation

In Hohenleuben treffen wir ein ganz wunderbares Familienunternehmen an, welches von den drei Brüdern Andreas, Christfried und Matthias Büttner seit 1998 mit viel Fleiß und Herzblut aufgebaut worden ist: Die Hofkäserei Büttner stellt in traditioneller Handwerkskunst Käse- und Milchspezialitäten wie Räucher-, Hirten- und Schnittkäse, Butter und Buttermilch sowie Joghurt und Kräuterfrischkäse auf ihrem charmanten Hof her. Die Produkte werden im Hofladen, auf regionalen Märkten oder in Feinkostläden, u.a. in Erfurt und Weimar verkauft. Eine Besonderheit der feinen Spezialitäten ist ihre Veredelung mit regionalen Kräutern wie Bärlauch, der selbst gesammelt wird, oder Bockshornklee, oder auch mit Knoblauch, Walnüssen, gerösteten Sonnenblumenkernen und Paprika, Tomaten, Datteln, Feigen, Rosmarin, Honig, Trüffeln oder Ingwer und Zitronengras. Im Hofladen vor Ort in Hohenleuben finden sich darüber hinaus auch Delikatessen, wie z.B. Vogtländer Wildspezialitäten von Partner-Firmen.

Die hochwertige Kuhmilch stammt von kleinen regionalen Erzeugern, wird direkt vom Bauernhof abgeholt, schonend pasteurisiert und zu Käse und Milchprodukten verarbeitet. Die drei Brüder verzichten in ihrer Philosophie auf künstliche Konservierungsstoffe und Bindemittel. Ihr Familienbetrieb legt großen Wert auf nachhaltige Produktion und hat deshalb ein eigenes Pfandsystem für Gläser und Flaschen eingeführt, um Verpackungsmüll zu reduzieren – auch ökologische Solarenergie nutzen sie bereits auf ihrem Hof. Wir werden in Hohenleuben sehr herzlich empfangen, erfahren einiges zur Geschichte der Hofkäserei und dürfen hinter die Kulissen der Produktion schauen, bevor am Nachmittag ca. 30 Teilnehmer:innen eine Einführung in die Käseproduktion in einem Workshop mit den drei Brüdern erhalten.


Wir haben in Hohenleuben erreicht, dass wir Mitarbeitende aus Hohenleuben und der Gegend haben, die gerne mit uns arbeiten.
— Andreas Büttner

Die Büttner-Brüder begannen ursprünglich mit einer Flammkuchenbäckerei. Die Käseproduktion startete mit der Veredelung von eingekauftem Käse. Der Räucherkäse in kreativen Formen und Varianten ist heute noch sehr beliebt, wird aber nun in der eigenen Käserei hergestellt. Die Geschichte der Käsekreation begann mit einem Buch zur Käseherstellung von der Mutter der Brüder, die ursprünglich aus dem Elsass stammt.

«Wir haben in Hohenleuben erreicht, dass wir Mitarbeitende aus Hohenleuben und der Gegend haben, die gerne mit uns arbeiten», berichtet uns Andreas Büttner und sein Bruder Christfried, auch Kirchenratsvorsitzender der Gemeinde, «engagiert sich im Chor und trifft dort viele Gleichgesinnte».

Neben der Käserei gibt es in Hohenleuben einen guten Bäcker, eine gute Gaststätte, einige sehr spannende Sehenswürdigkeiten und ein reges Kulturleben mit Fasching und Konzerten, bei dem sich auch die Kinder der Nachbarn, z.B. in der Vogtland-Philharmonie, musikalisch engagieren.

FOTOS Antje Müller

Gemeinschaftliche Zukunftsvisionen

«Wir unterstützen viele Sachen – wir spenden beim Sommerbad, bei der Kirche und bei der Tafel in Greiz. Wir wollen unseren Lebensunterhalt verdienen und damit aber gleichzeitig unterschiedliche Sachen unterstützen», erfahren wir von den Brüdern. «Wir wollen erstmal Geld für den Lebensunterhalt verdienen und dann kann man die Welt noch verändern», erzählt uns Christfried, der Menschen unterschiedlicher Herkunft achtet und diese Werte auch ins Unternehmen trägt. Das Engagement kommt nicht von ungefähr – seine Tochter hat in Leipzig in einem Café gearbeitet und ihr wurde ein heißer Kaffee ins Gesicht geschüttet mit der Parole «Ausländer raus», weil sie mit schwarzen Haaren leicht asiatisch aussieht.


Wir wollen erstmal Geld für den Lebensunterhalt verdienen und dann kann man die Welt noch verändern.
— Christfried Büttner

Für die Zukunft wünschen sich die drei Brüder, dass sie noch lange zusammenarbeiten können, mindestens bis zur Rente durchhalten, die Kinder studieren gehen und wiederkommen, auch wenn bei einigen Kindern kaum mehr Aussicht darauf besteht, da sie ihr Leben bereits in Berlin, Dresden, Erfurt oder Leipzig eingerichtet haben. «Hier auf dem Land ist es schon schwierig. Ich wünsche mir nicht, dass unsere Kinder die Käserei übernehmen. Wir arbeiten 60 Stunden die Woche, alleine geht das nicht, bei uns Brüdern funktioniert das.» Die Kinder dürfen selbst entscheiden.

FOTOS Antje Müller

Des Weiteren wünschen sich die Büttners politische Entscheidungen, auf die man sich verlassen kann, und dass auch besser zusammengearbeitet wird: «nicht immer so ein Larifari – es wurde beschlossen, dass etwas gemacht wird, und plötzlich geht etwas bei den Schulden, aber die anderen Parteien werden schlecht dargestellt. Es wurde immer noch nicht verstanden, dass danach gleich davor ist bei der Bundestagswahl». Es hat sich bei der Politik gezeigt, dass das, was gesagt wird, nicht gemacht wird: «Das ist das Problem vieler Menschen hier – auf den Wahlplakaten steht das, z.B. Steuern runter, aber das wird nicht gemacht», erfahren wir von den Brüdern.

Die Enttäuschung in der Region sei groß, wenn diese Versprechen nicht eingelöst werden, daher wählten die Menschen andere Parteien, auch weil ihnen eingeredet werde, dass es ihnen schlecht geht. «Um offen zu sagen, dass man anders denkt, muss man auch konfliktfähig sein, und viele haben Angst davor», nehmen wir aus dem Gespräch mit den engagierten Büttner-Brüdern in Hohenleuben nachdenklich mit.


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Adresse

Hofkäserei Büttner
Oststraße 2
07958 Hohenleuben
Google Map Hofkäserei Büttner


Anreise

Öffentlicher Verkehr
Um nach Zeulenroda-Triebes mit der Bahn zu gelangen, kannst du die Deutsche Bahn und Regionalbahn nutzen. Zeulenroda ist über den Bahnhof «Zeulenroda unt Bf» (Unterer Bahnhof) erreichbar, z.B. ab Leipzig Hbf, Dauer ca. 1h 43min.

DB Fahrplan Zeulenroda-Triebes

Ab «Zeulenroda-Triebes unt Bf» oder ab «Triebes» gibt es die Regionalbahn sowie die Buslinie 28, welche nach Hohenleuben hin- und zurückfahren:

Regionalbahn RB 13
DB Fahrplan Hohenleuben

Buslinie 28
ÖPNV Landkreis Greiz

Auto / Fahrrad
Google Map Hofkäserei Büttner

 
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